Mit den Gedanken ständig in der Vergangenheit oder Zukunft?

Mai 16, 2022 | Körper & Psyche

Ertappst du dich auch öfter mal dabei, wie deine Gedanken in der Vergangenheit feststecken? Schon geht die negative Spirale wieder los: Ich hätte doch… etwas sagen können! Warum habe ich stattdessen geschwiegen und nichts getan? Was wäre gewesen, wenn…?

Oder vielleicht kannst du nicht aufhören dir die Zukunft auszumalen, bist mit den Gedanken immer schon Tage, wenn nicht Wochen voraus? Wenn ich nichts mache, wird alles den Bach runter gehen! Oder soll ich lieber…?

Wenn die Gedanken ständig um die Vergangenheit kreisen

Immer wieder erwischst du dich dabei, dass du gedanklich in die Vergangenheit abschweifst. Du kannst das Grübeln nicht stoppen, das Gedankenkarussell dreht sich unablässig. Selbstvorwürfe quälen dich, du haderst mit dir selbst, hinterfragst jede noch so kleine Entscheidung. Immer wieder fragst du dich, wie es weiter gegangen wäre, wenn du nur anders gehandelt hättest.

Vorausplanen statt Leben: Wenn du mit den Gedanken in der Zukunft festhängst

Genauso gerne malen wir uns aus, wie es weitergehen wird, üben uns in der gedanklichen „Vorschau“: Zukunftsgedanken. Dazu zählen Überlegungen dazu, wie denn die nahe Zukunft sein wird, wenn du nur dieses oder jenes sagen oder tun würdest…

Gerade in Zeiten von Corona, Krieg und allgemeiner Verunsicherung plagen wir uns mit negativen Zukunftsszenarien, oft schon am Morgen vor dem Aufstehen, oder auch abends, wenn sie uns am Einschlafen hindern.

Der Unterschied zwischen planen und ruminieren

Nun hast du sicherlich ein großes „Aber…!“ im Kopf: ABER ich muss doch die Zukunft planen, ich kann doch nicht einfach blind voranlaufen?

Richtig. Hier unterscheiden wir in der Psychologie zwischen:

  • Planen, abwägen und nachfolgend entscheiden, und
  • Grübeln und ruminieren.

Planen und Abwägen helfen, um Entscheidungen in der Gegenwart fällen zu können und damit handlungsfähig zu bleiben. Das ist lösungsorientiert.

Grübeln und Ruminieren hingegen ist Denken im Kreis. Eine negative Gedankenspirale , die schwer zu stoppen ist, ohne Ausweg, ohne Lösungsideen. Beides lähmt uns und macht uns handlungsunfähig.

Wenn du mehr über die Folgen des Ruminierens im Zusammenhang mit Depression erfahren möchtest, findest du hier einen Blogartikel zum Thema „Ich denke, also bin ich traurig“: Über die Folgen des Grübelns“.

Aber machen Vergangenheits- und Zukunftsgedanken nicht Sinn…?

Nein.

Beiden Richtungen ist gemeinsam: Wir haben es nicht in der Hand. Niemand kann die Vergangenheit ändern, und gleichzeitig kann niemand (seriös) in die Zukunft sehen. Wir können Wahrscheinlichkeiten abwägen, gedanklich Stunden damit verbringen, mögliche Ausgänge unseres Handelns abzuwägen und damit viel wertvolle Zeit verlieren.

Wer in Gedanken in der Vergangenheit oder Zukunft festhängt verliert.

Wir verlieren Zeit. Und Kraft. Und den Moment! Vor lauter Grübeln, Hadern und Entscheidungsversuchen verlieren wir den Kontakt zu genau der Zeit, in der wir handlungsfähig sind: zur Gegenwart, dem Hier und Jetzt. Damit verpassen wir wertvolle Gelegenheiten, jetzt so sein zu können, wie wir es wollen, jetzt das tun zu können, was uns wichtig ist. Wir schaffen damit die Grundlage für die nächste Grübelschleife, wenn wir uns automatisiert verhalten, reagieren, statt zu agieren. Denn das Leben passiert, solange wir noch in den Gedanken festhängen und sich das Gedankenkarussell weiter dreht.

Drei Tipps, um mit den Gedanken im Hier und Jetzt anzukommen

Wenn du dich dabei ertappst, gedanklich in der Vergangenheit oder Zukunft zu sein:

  • Bravo, freu dich! Der erste Schritt ist gemacht. Denn um etwas ändern zu können, müssen wir es zunächst einmal wahrnehmen.
  • Nun setze dir ein klares STOPP, gerne auch visuell: Stelle dir ein rotes, großes, eindeutiges Stoppschild vor, welches du vor diese Vergangenheits- oder Zukunftsgedanken setzt.
  • Nun biege gedanklich ab: Welche Optionen gibt es jetzt gerade, in der Gegenwart, was kannst du jetzt tun?

Diese Schritte helfen dir, nicht in frucht- und lösungslose Grübeleien abzuschweifen, aus denen du nur schwer wieder herauskommst. Stattdessen konzentrierst du dich auf das Hier & Jetzt und gibst dir die Chance, damit die Grundlage für künftige positive Gegenwartsgedanken zu legen.

Ich wünsche viel Erfolg!