Transidentität

Jun 2, 2022 | Körper & Psyche, LGBTIQ+

LGBTIQ+, vor allem Transsexualität

Nichts an LGBTIQ oder + ist eine Störung. Das vorweg als Statement.

Und trotzdem: Wir Menschen sind darauf eingerichtet, Schubladen zu bilden und zu füllen.

Der Vorteil: Wenn ich gleich erkenne, wo Gefahr droht, kann mir das unter Umständen das Leben retten.

Der Nachteil: Die Vielseitigkeit des Lebens verliert sich in der menschlichen Suche nach Kategorien, und schnell wird alles, was nicht sofort in eine (zum Großteil erlernte) Schublade passt, als „unnormal“ klassifiziert (wieder eine Schublade!).

Dieses Einordnen liegt uns in den Genen und macht es vor allem jenen schwer, die nicht in eine typische, von Kindheit an als „normal“ vorgesetzte Kategorie passen. Im Falle von LGBTIQ+ (wieder der Versuch, eine Gruppe zu bilden) betrifft das alle, die sich nicht als eindeutig heterosexuell und dem optisch erkennbaren Geschlecht zugeordnet fühlen, sondern:

  • lesbisch oder schwul (gay)
  • bisexuell
  • transsexuell
  • intergeschlechtlich
  • queer+: dies soll all jene umfassen, welche sich nicht in einem der gerade genannten Begriffe sehen, zum Beispiel non-binär (mittlerweile als „divers“ in Dokumenten ankreuzbar).

Hier entsteht großer Druck für all jene, die nicht heteronormativ denken und fühlen:

  • Zum einen, weil auch sie gelernt haben einzuordnen und sich selbst nicht als in die Mehrheit der Gesellschaft einzuordnen und zugehörig fühlen können,
  • Zum anderen, weil andere, die sie als „unnormal und Out-Group“ sehen, ihnen das Leben schwer machen. Das kann durch offene Ablehnung, körperliche und psychische Gewalt passieren, oder aber auch durch Hetze im Internet und sozialen Medien, durch permanente Abwertung und Ausgrenzung.

Das macht psychisch krank. Depressionen, Angststörungen, Panikattacken, Zwangsstörungen, posttraumatische Belastungsstörungen oder auch Sucht sind Folgen, die daraus entstehen können.

Again: Nicht durch die sexuelle Orientierung, sondern durch den Umgang damit.

Transsexualität/Transidentität/

Geschlechtsidentitätsstörung/GeschlechtsdysphoriE

Im einfachsten Fall hat man das Glück, sich als cis-Mann oder cis-Frau sehen zu können: In diesem Fall passen das biologische Geschlecht (sex) und das gefühlte und gelebte (gender) zusammen. Glückwunsch! Bei den meisten Menschen auf dieser Erde ist das so, damit sind Geschlecht und Zugehörigkeit schon mal kein Thema, bei dem es zu Schwierigkeiten kommen kann.

Allerdings ist das nicht bei allen Menschen der Fall: Manchmal widersprechen sich das biologische und das gefühlte Geschlecht absolut. Dies kann in unterschiedlichen Lebensphasen beginnen. Zum Teil sind sich schon sehr kleine Kinder sicher, definitiv nicht das zu sein, was der Körper vorgibt, und bleiben in dieser Überzeugung stabil. Bei Anderen beginnt diese Diskrepanz im „Sein und Erleben“ in der Pubertät, wenn primäre Geschlechtsmerkmale immer deutlicher werden.

Wenn dieses Abweichen des empfundenen vom biologischen Geschlecht über mindestens zwei Jahre durchgehend besteht, nicht das Symptom einer andere psychischen Störung ist und kein Zusammenhang mit intersexuellen, genetischen oder geschlechtschromosomalen Besonderheiten besteht, spricht man von einer Störung der Geschlechtsidentität, auch Transsexualität, Transidentität oder Geschlechtsdysphorie genannt.

Hier ist eine schrittweise, allerdings sehr langwierige, Angleichung des Körpers sowie der Wahrnehmung der eigenen Person durch die Umwelt und der gelebten Rolle möglich.

Wie weit diese Angleichung geht (Äußeres angleichen durch Kleidung, Make-up, Hilfsmittel; Hormontherapie mit gegengeschlechtlichen Hormonen; Personenstands- und Vornamensänderung; operative Veränderungen) ist unterschiedlich und hängt sehr vom individuellen Empfinden ab.